14. Es geht aufwärts

Endlich! Licht im Dunkel. Ein Medikament wurde abgesetzt und tatsächlich, dir geht es von Tag zu Tag besser. Du siehst uns wieder, hörst was wir sagen, weißt was du tuts, läufst aufrecht, isst selbständig … Das alles schien verloren und wir hatten alle große Angst, es sei für immer. Doch siehe da, im Prinzip bist du wieder der Alte. Will heißen: Mein Vater ist nach sieben Wochen Klinik wieder im selben körperlichen Zustand wie zu dem Zeitpunkt, als er das erste Mal die Klinik betrat.

Sieben Wochen sind seitdem vergangen. Sieben endlose Wochen hoffen und bangen. In Woche fünf gab es ein herbes Tief und wir alle hatten große Angst, dass du da nicht mehr rauskommst. Doch mein Vater, der alte Kämpfer, hat uns eines Besseren belehrt. Körperlich ist er wieder fit. Die Ärztin spricht sogar von sehr guten Blutwerten. Die Blutdruckmedikamente konnten reduziert werden und motorisch ist mein Vater auch wieder on Top. Ich kann es kaum fassen, was Neuroleptika für wahnsinnige Nebenwirkungen haben können, denn eines ist jetzt klar: Die massive Verschlechterung des Zustands meines Vaters ist zu hundert Prozent auf die Medikamente zurückzuführen.

Hoffnung

Also körperlich ist mein Vater soweit wieder fit. Für seine Psyche bekommt er Medikamente, die seine Stimmungsschwankungen ausgleichen und damit die Aggressionen eindämmen soll – und das scheint zu funktionieren. Wir alle sind nur glücklich. Glücklich und voller Hoffnung, dass wir ihn bald wieder mit nachhause nehmen können.

„Mein Kind, wie geht es dir?“ hat er mich heute gefragt und mir dabei den Kopf gestreichelt. Er weiß wer ich bin, auch wenn er meinen Namen nicht mehr richtige zuordnen kann. Aber er weiß, wer ich bin. Wahnsinn, wie wichtig dieses Wissen, wer ich bin, auf einmal wird – und wie unwichtig andere Dinge dabei werden. Alles verliert an Macht und Einfluss. Es zählt nur das Hier und Jetzt.

Positiv gestimmt

Die Ärztin (übrigens eine andere als bei der Einweisung und ein echter Glückgriff) kam heute auf mich zu mit der Frage (zum wiederholten Mal) – wie sehen Sie seinen Zustand? Auch sie sieht die Entwicklung positiv und gibt mal zaghaft grünes Licht. Klar müssen wir noch eine Weile zuwarten, ob sich wieder Nebenwirkungen zeigen, aber ich bin positiv gestimmt und wage tatsächlich zum ersten Mal zu hoffen, dass wir zuhause noch ein paar gute Jahre zusammen erleben dürfen…

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