16. Wieder daheim

Nach genau sieben Wochen und zwei Tagen hieß es heute endlich: DU darfst wieder heim. Mit gemischten Gefühlen – Freunde und Sorge sind immer mit dabei – haben wir uns auf den Weg gemacht. In der Klinik angekommen kam uns ein angespannter Vater entgegen. Kurze Rücksprache mit dem Pflegepersonal – heute hat er keinen guten Tag. Mist. Am Morgen wollte er bei der Pflege nicht mitmachen – was jetzt seit gut zwei Wochen kein Problem mehr war. Schimpftiraden und sogar ein kurzes Ausholen waren im Programm. Doppelter Mist. Doch sobald wir da waren, hellte sich seine Stimmung auf und als es dann nach einem kurzen Gespräch mit der Ärztin endlich nachhause ging, war die miese Stimmung vergessen und mein Vater fröhlich geplappert.

Ab ins Auto und los geht’s

Auf dem Weg hinaus aus der Klinik, war ich kurz fast erstaunt. Ich lies die Zeit in der Klinik im Zeitraffer revuepassieren. Meinem Vater ging es so schlecht. Wir alle dachten, aus diesem Tief kommt er nie wieder raus – und jetzt das. So fröhlich wie du mit uns in die Klinik hinein bist. So fröhlich geht es auch wieder raus. Einziger Unterschied, deine innere Unruhe ist fast verflogen. Ich habe mir so gewünscht, dass du mit und trotzt der Krankheit Alzheimer irgendwie deine innere Mitte finden kannst. Und heute sieht es so aus, als hätte das geklappt. Im Prinzip bist du wieder der Alte, nur eben viel ausgeglichener.

Ein Lächeln

Zuhause angekommen ging ich voraus und öffnete die Haustür. Dann drehte ich mich um und sagte „Hallo, da sind wir wieder, endlich zuhause.“ Und was ich dann sah, erwischte mich ganz tief. Auf dem Weg Richtung Haustüre zeigte sich ein verschmitztes Lächeln in deinem Gesicht. Ich sah wie du gewohntes Terrain wieder erkanntest. Das berührte mich sehr und wenn ich jetzt so darüber nachdenke, stehen mir dir Tränen in den Augen. Doch es sind keine traurigen Tränen, es sind Tränen des Glücks. Eine so kleine Regung kann so viel bedeuten und mir fiel ein Stein vom Herzen. Du warst nicht nur wieder zuhause, du hast dich auch sofort wieder zuhause gefühlt. Ein echtes Geschenk für den an Alzheimer erkrankten Menschen und sein Umfeld. Und wieder einmal ist es das Kleine, sind es die Zwischentöne, das Leise nicht das Laute und Große, was zählt

Kurz Luft anhalten

Dann gab es bei der abendlichen Pflege eine kurze Schrecksekunde. Mein Vater wollte sich nicht umziehen … und dann auf einmal ging es doch. Ohne Aggression, ohne Gegenwehr. Für heute hat sich der Klinikaufenthalt gelohnt und morgen ist ein neuer Tag … hoffentlich ein guter, das wünsche ich dir.

 

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