6. Ein Auf und Ab!

Eigentlich hätte das heute ein positiver Rückblick aufs Wochenende werden sollen. Doch leider sind wir noch nicht übern Berg…

Nach zwei schrecklichen Tagen, Mittwoch und Donnerstag vergangener Woche, schien es am Freitag mit meinem Vater endlich bergauf zu gehen. Wir waren bei ihm, nachdem er sich endlich von den Betreuern hatte pflegen lassen. Der erste gute Tag. Ich hingegen war noch fertig von den Tagen zuvor und daher psychisch nicht im Stande ihn zu besuchen. Dem Rest der Familie ging es ebenso. Also wollten wir am Samstag hin, in der Hoffnung, dass es ihm nach wie vor besser geht und wir auch wieder auf der Höhe sind.

Hurra, er ist noch der Alte

Samstagmorgen rufe ich also mit pochendem Herzen in der Klinik an, frage wie es ihm geht. „Gut“ sagt die Pflegerin, „kommen Sie vorbei, er wird sich freuen“. Erleichterung. Sofort machten wir uns auf den Weg. Umso näher wir der Klinik kamen, umso schneller schlug mein Herz. Wie würde mein Vater aussehen, nach diesen zwei grässlichen Tagen. Mit schnürte es fast den Hals zu als wir die letzten Treppen zur Gerontopsychiatrie hinaufgingen. Und da saß er, ich konnte ihn hinter der Eingangstür schon erkennen. Er saß in einem sogenannten Easyfix. Das ist sozusagen ein Rollwagen, der ihn vor Stürzen schützt, indem er sich aber auch setzen konnte. Als er uns sah huschte ein Lächeln über sein Gesicht. Erleichterung, er erkannte uns und freute sich, uns zu sehen. Wir redeten ein bisschen miteinander, er aß sein Mittagessen mit Appetit und immer wieder sackten ihm die Augen zu. Er war noch müde, von all den Medikamenten, die sie ihm gegeben haben, aber er war und ist noch der Alte. Das ist für mich das Wichtigste. Ich hatte so große Angst, vor dem was mich dort in der Klinik erwartete. Jetzt bin ich erleichtert. Erst mal.

Sonntag waren dann meine Mutter und meine Schwester dort. Wieder ein guter Tag. Er lief wieder selbstständig, aß und hatte Spaß mit den beiden. Der Abschied von den Beiden fiel ihm dann aber wohl schwerer als von uns. Während er uns am Samstag wie nette Besucher verabschiedete, wollte er die beiden am Sonntag nicht gehen lassen und winkte sie zurück, als sie die Station verließen. Allein beim Gedanken daran, zerreißt es mir das Herz.

Ein Rückschlag

Heute wollten wir ihn wieder besuchen. Doch leider hat er heute keinen so guten Tag. Er wollte sich nicht pflegen lassen und hat die Pfleger weggeschickt und auch mal weggestoßen. Er sitzt aber jetzt im Gemeinschaftsraum beim Essen und sei freundlich und friedlich. Na immerhin…

Freitag sagte der Pfleger noch, dass der Professor eventuell die richtige Medikation gefunden hat, wir seien aber dennoch vor Rückschlägen nicht gefeit. Heute ist wohl so ein kleiner Rückschlag. Hoffen wir, dass es morgen wieder besser geht und wir ihn besuchen können. Ich werde am Vormittag wieder mit pochendem Herzen zum Hörer greifen, auf Station anrufen und auf gute Nachrichten hoffen…

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